von Vorstellungen, um die Leugnung jeglicher Barrieren, nicht um die Isolierung und Identifizierung bestimmter Faktoren, sondern um die Entdeckung unbeschreiblicher Hybride; er wird nicht mehr von der Stadt besessen sein, sondern von der bewussten Handhabung der Infrastruktur, um unaufhörliche Intensivierung und Erweiterung zu erreichen, Vereinfachungen und Umverteilungen – eine Neugestaltung des psychologischen Raums" (Koolhaas 1995).

Dafür muss dann die Architektur "unter Beschuss" genommen werden. Fragen der Komposition, der Dimensionierung, der Proportionierung und des Details sind nur noch "rein akademischer Natur", statt dessen interessiert nur noch eine Eigenschaft: . "Nur Bigness ist in der Lage, eine unkontrollierte Ausbreitung von Ereignissen innerhalb eines in sich geschlossenen, fest umrissenen Raumes auszuhalten; sie entwickelt Strategien, im Rahmen eines größeren Organismus die Unabhängigkeit und gegenseitige Abhängigkeit solcher Ereignisse zu synchronisieren, durch eine Symbiose, die das Spezifische eher herauskehrt als glättet. Nur Bigness ist in der Lage, (..) genuin neue Beziehungen zwischen funktionalen Größen zu fördern, die ihre jeweilige Identität eher ausweiten als einschränken. Die Künstlichkeit und Komplexität von Bigness befreien die Funktionen von ihrem defensiven Schutzpanzer, um eine Art Verflüssigung zu gewähren; programmatische Elemente reagieren aufeinander, um neue Ereignisse hervorzubringen – Bigness beruft sich auf ein Modell programmatischer Alchimie" (Koolhaas 1995).

Bigness setzt sich an die Stelle der Architektur: "Bigness ist der Ort, wo Architektur so architektonisch und zugleich so wenig architektonisch ist, wie es nur geht: ersteres wegen der Größe des Objektes; letzteres wegen des Autonomieverlusts – sie wird zum Werkzeug anderer Faktoren, sie hängt ab" (Koolhaas 1995). Durch die Abhängigkeit von äußeren Faktoren und durch das Abhandenkommen allen arche-tektonischen erhält Architektur für Rem Koolhaas einen post-heroischen Status: "Abstrahiert man von spezifischen Merkmalen, dann steht Bigness für Kapitulation vor Technologien; vor Ingenieuren, Baufirmen, Zulieferbetrieben; vor der Politik; vor anderen. Sie verheißt der Architektur so etwas wie einen post-heroischen Status – eine Rückbesinnung auf Neutralität" (Koolhaas 1995).

Eine solche verwandelte Architektur erzeugt auch eine andere Stadt; das Verhältnis von Architektur und Stadt wird im Ganzen ein anderes: "Bigness ist nicht fähig, Beziehungen zur klassische Stadt herzustellen - bestenfalls koexistiert sie -, doch angesichts der Menge und Vielfalt der Einrichtungen, die sie birgt, hat sie von sich aus urbane Qualität. Bigness ist nicht mehr auf die Stadt angewiesen: Sie konkurriert mit der Stadt; sie vertritt die Stadt; sie belegt die Stadt mit Beschlag; oder, noch treffender, sie ist die Stadt" (Koolhaas 1995).

Da Bigness unabhängig vom Kontext ist, strebt sie "opportunistisch zu jenen Orten, die ein Maximum an Infrastruktur verheißen". Eine solche Stadt, verstanden als Knotenpunkt von Infrastruktur und Kommunikation, besitzt nichts Spezifisches mehr, keine Identität. Die moderne Stadt ist durch die technisch-ökonomischen Verhältnisse gleichgemacht worden und austauschbar :

"Die eigenschaftslose Stadt ist die Stadt, die dem Würgegriff des Zentrums, der Zwangsjacke der Identität, entkommen ist. Die eigenschaftslose Stadt bricht mit diesem destruktiven Kreis der Abhängigkeit: Sie ist nichts als eine Widerspiegelung gegenwärtiger Bedürfnisse und Fähigkeiten. Es handelt sich um die Stadt ohne Geschichte. Sie bietet jedem genügend Platz. Sie ist unkompliziert. Sie bedarf keiner Instandhaltung. Wird sie zu klein, dann expandiert sie einfach. Wird sie zu alt, dann zerstört sie sich, um wieder bei Null anzufangen. Sie ist überall gleich aufregend – oder gleich langweilig. Sie ist ‚oberflächlich‘, sie kann jeden Montagmorgen eine neue Identität produzieren, wie ein Filmstudio in Hollywood" (Koolhaas 1995).