THE GENERIC CITY - DIE STADT OHNE EIGENSCHAFTEN - REM KOOLHAAS
"Ist
die moderne Stadt wie der moderne Flughafen - "überall gleich"? Lässt
sich diese Konvergenz theoretisch erfassen? Und wenn ja, worauf liefe
diese Entwicklung letztlich hinaus? Konvergenz führt zwangsläufig zu
ldentitätsverlust, etwas, das normalerweise bedauert wird. Doch
angesichts der Dimensionen, in denen das ganze vor sich geht, muss es
etwas bedeuten. Was sind die Nachteile von Identität, oder, umgekehrt,
worin bestehen die Vorteile der Gesichtslosigkeit? Was wäre, wenn es
sich bei dieser scheinbar zufälligen - und gemeinhin beklagten - Angleichung um einen gesteuerten Prozess handelte, um eine bewusste
Abkehr von Divergenz, eine Hinwendung zu Kongruenz? Sind wir womöglich
Zeugen einer weltweiten Befreiungsbewegung ("Nieder mit dem
Charakteristischen!")? Was bleibt übrig, wenn jede Identität
abgestreift wird? Das Eigenschaftslose?
Die
eigenschaftslose Stadt ist die Stadt, die dem Würgegriff des Zentrums,
der Zwangsjacke der Identität, entkommen ist. Die eigenschaftslose
Stadt bricht mit diesem destruktiven Kreis der Abhängigkeit: Sie ist
nichts als eine Widerspiegelung gegenwärtiger Bedürfnisse und Fähigkeiten.
Es handelt sich um die Stadt ohne Geschichte. Sie bietet jedem genügend
Platz. Sie ist unkompliziert. Sie bedarf keiner Instandhaltung. Wird sie
zu klein, dann expandiert sie einfach. Wird sie zu alt, dann zerstört
sie sich, um wieder bei Null anzufangen. Sie ist überall gleich
aufregend - oder gleich langweilig. Sie ist "oberflächlich" -
sie kann jeden Montagmorgen eine neue Identität produzieren, wie ein
Filmstudio in Hollywood" (Koolhaas
1995).
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