THE  GENERIC CITY -  DIE STADT OHNE EIGENSCHAFTEN -  REM KOOLHAAS

GELESENES

"Ist die moderne Stadt wie der moderne Flughafen - "überall gleich"? Lässt sich diese Konvergenz theoretisch erfassen? Und wenn ja, worauf liefe diese Entwicklung letztlich hinaus? Konvergenz führt zwangsläufig zu ldentitätsverlust, etwas, das normalerweise bedauert wird. Doch angesichts der Dimensionen, in denen das ganze vor sich geht, muss es etwas bedeuten. Was sind die Nachteile von Identität, oder, umgekehrt, worin bestehen die Vorteile der Gesichtslosigkeit? Was wäre, wenn es sich bei dieser scheinbar zufälligen - und gemeinhin beklagten - Angleichung um einen gesteuerten Prozess handelte, um eine bewusste Abkehr von Divergenz, eine Hinwendung zu Kongruenz? Sind wir womöglich Zeugen einer weltweiten Befreiungsbewegung ("Nieder mit dem Charakteristischen!")? Was bleibt übrig, wenn jede Identität abgestreift wird? Das Eigenschaftslose?

Physikinstitut Berlin/Adlershof  Das Haus und die Stadt: Stadt als Programm - Rem Koolhaas

Die eigenschaftslose Stadt ist die Stadt, die dem Würgegriff des Zentrums, der Zwangsjacke der Identität, entkommen ist. Die eigenschaftslose Stadt bricht mit diesem destruktiven Kreis der Abhängigkeit: Sie ist nichts als eine Widerspiegelung gegenwärtiger Bedürfnisse und Fähigkeiten. Es handelt sich um die Stadt ohne Geschichte. Sie bietet jedem genügend Platz. Sie ist unkompliziert. Sie bedarf keiner Instandhaltung. Wird sie zu klein, dann expandiert sie einfach. Wird sie zu alt, dann zerstört sie sich, um wieder bei Null anzufangen. Sie ist überall gleich aufregend - oder gleich langweilig. Sie ist "oberflächlich" - sie kann jeden Montagmorgen eine neue Identität produzieren, wie ein Filmstudio in Hollywood" (Koolhaas 1995).