Element, Medium und Form in der Architektur

Entscheidend für die Strategie der Systemtheorie ist die Verschiebung von Was-Fragen zu Wie-Fragen, d.h. in unserem Fall wird nicht mehr gefragt, was Architektur ist, sondern wie Architektur ist, d.h. wie Architektur zustande kommt: "Wir fragen jetzt nicht nach einem Leitgedanken der Architektur, nach einem Konzept, das definieren könnte, was Architektur jeweils ist, sondern nach einer Unterscheidung, die getroffen werden muss, damit Architektur sich ereignet, und die zu konstituieren erlaubt, was als Architektur konstruiert wird und worüber als Architektur kommuniziert wird" (Baecker,1990, S.82).

In der Unterscheidung von Innen und Außen wird nun die zentrale Unterscheidung gesehen, die als Unterscheidung sowohl in der Hinsicht der Konstruktion von Architektur, wie auch in der Hinsicht der Kommunikation über Architektur konstituierend ist: "Wie auch immer Architektur entworfen, dargestellt, benutzt und bewohnt werden mag, man weiß nur, daß es sich um Architektur handelt, wenn man hineingehen und wieder herauskommen kann und wenn sich bei diesem Hineingehen-und-wieder-herauskommen-Können die Verhältnisse ändern, das heißt drinnen anderes geschieht und erwartet werden kann als draußen"(Baecker,1990, S.83). Daran nun folgt aber ein Grundproblem, denn wenn die Unterscheidung von Innen und Außen als konstitutiv für die Architektur gedacht würde, 

müsste die Architektur selbst als Einheit der Differenz von Innen und  Außen gedacht werden können, aber " nur im Nacheinander kann man drinnen und draußen sein, kann man das Drinnen oder das Draußen entwerfen, und das Nacheinander setzt die Zeit an die Stelle der Welt"  (Baecker,1990, S.85). Das Dilemma der Architekturtheorie bestand nun gerade darin, die Einheit der Differenz von Innen und Außen nicht denken zu können. Anstelle der Unterscheidung von Innen und Außen wurden andere Unterscheidungen gesetzt, wie die von privat - öffentlich, oben - unten, vorher - nachher und um sich die Einheit des Entwerfens vorzustellen, bildeten die Architekten durch Grundriss und Detail die Möglichkeit heraus, Außen und Innen sequentiell, d.h. durch Inanspruchnahme von Zeit, zu bearbeiten.

Der entscheidende Wendepunkt wird in der Moderne gesehen, hier besonders bei dem Architekten Frank Lloyd Wright und seiner "Destruction of the box".

 

 

 

Was passiert dabei? Eigentlich nichts anderes als daß die Wände und Decken auseinander treten und in eine neue Konstellation gebracht werden. Kurz bevor sie jedoch wieder zusammengebracht werden, zeigen sie sich als Grundelemente der Architektur - als Abschirmung, denn die Abschirmung setzt die Unterscheidung von Innen und Außen und als diese Setzung ist sie die Einheit der Unterscheidung: "Sobald es um eine Abschirmung geht, die Innen und Außen trennt, geht es um Architektur, was auch immer diese Architektur bezwecken, welches Material auch immer verwendet sein und wie auch immer sie aussehen mag. Die Abschirmung ist es, die der Architektur ihre elementare Form gibt" (Baecker,1990,S.90).

Damit sind Medium und Form in der Architektur eindeutig beschrieben: Das basale Element der Architektur ist die Abschirmung. Das Medium der Architektur ist dann die Mannigfaltigkeit aller möglichen Abschirmungen und Architektur ist Formbildung im Medium der Abschirmungen, wobei die Abschirmung immer als Schließung und Öffnung zu denken ist, Grundbedingungen der Statik und eine Asymmetrisierung der Unterscheidung von Innen und Außen zugunsten des Innen berücksichtigt sind.